Silber, Kobalt, Nickel, Wismut und Uran

"Lockensilber" aus Freiberg Die Fundgrube Weißer Hirsch wurde durch ihren Reichtum an Silber- und Kobalterz, aber auch durch die Entdeckung vieler neuer Minerale berühmt. Im Bereich des Besucherrundganges liegen u.a. die Erzgänge St. Georg, St. Niclas Flacher und Walpurgis Flacher. Mineralogen in der ganzen Welt sind diese Namen ein Begriff. 
Die Bezeichnungen "Flacher" und "Stehender" Erzgang richten sich nach der Streichrichtung der Gänge. Die meisten Erzgänge sind hier relativ steil geneigt, dabei spricht der Bergmann vom "Einfallen".

 

Im Bild links eine Stufe "Lockensilber" aus Freiberg

Lithographie nach L. Richter

Im Jahre 1477 wurde auf der St.Georg-Fundgrube eine einzigartige Stufe gediegenen Silbers von zwei Metern Länge und einem Meter Höhe freigelegt. Herzog Albrecht von Sachsen ließ es sich nicht nehmen, persönlich das Bergwerk zu befahren, an diesem "Tisch" aus reinem Silber Platz zu nehmen und mit seinem Hofstaat untertage zu speisen. Dieser Silberblock ergab nach dem Ausprägen 80.000 Gewichtsmark (zu je cirka 0,24 kg) Feinsilber (also nahezu zwanzig Tonnen) ! 

 

Lithographie von W. Ulrich nach einer Zeichnung von Ludwig Richter

Am 16.März 1871 wurde auf dem Erzgang Walpurgis Flacher eine Erzpartie angeschossen, die zum "Jahrhundertfund" von Schneeberg wurde. In einem stark verwitterten Erz aus Uranpechblende und gediegenem Wismut fand sich eine Anhäufung farbenprächtiger Uran-Sekundärmineralien. Die verschiedenen Minerale durchliefen ein Farbspiel von Orange über Gelb bis Tiefgrün. Schichtmeister Tröger gab Proben des sensationellen Fundes zur Untersuchung an die Bergakademie Freiberg. Dort konnte der Mineraloge A. Weisbach - allein aus diesem Fund - fünf neue, bis dahin unbekannte Minerale nachweisen. Das Schneeberger Revier wird bis heute in der mineralogischen Fachliteratur als Typuslokalität für mindestens  22 Mineralarten geführt, vor allem Kobalt-, Wismut- und Uranminerale. Entdeckt und erstmals in der Welt wissenschaftlich beschrieben wurden hier die Minerale:

Agardit (Chlorotil) (Y,Ca,H)Cu6[OH/(AsO4)]  
Asselbornit (Pb, Ba)(UO2)6(BiO4)(AsO4)(OH)12 . 3 H2
Atelestit Bi2[O/OH/(AsO4)]  
Beyerit CaBi2[O/(CO3)]2  
Bismutoferrit BiFe2[OH/(SiO4)2]  
Eulytin Bi4[SiO4]3  
Heterogenit (Kobalt-Hydroxid) CoOOH
Koechlinit Bi2MoO6  
Köttigit Zn3[AsO4]2 . 8 H2O  
Paulkellerit Bi2Fe3+(PO4)O2(OH)2 
Pucherit (nach dem Pucher-Schacht) Bi[VO4]
Roselith (ein tiefviolettes Kobalt-Arsenat) a- Ca2Co[AsO4]2 . 2 H2O
b-Roselith Ca2(Co,Mg)[AsO4]2 . 2 H2O
Schumacherit Bi3[(V,As,P)O4]2O(OH) 
Sphärokobaltit (Kobaltspat) Co[CO3]
Trögerit (ein zitronengelber Uran-Glimmer) H2[(UO2)/(AsO4)]2
Uranosphärit [UO2/(OH)2/BiOOH]
Uranospinit (ein gelbgrüner Uran-Glimmer) Ca[(UO2)/(AsO4)]2 . 10 H2O
Walpurgin [(BiO4)/(UO2)/(AsO4)2. 3 H2O
Weilit CaH[AsO4]
Zeunerit (ein grüner Uran-Glimmer) Cu[(UO2)/(AsO4)]2 . 10 H2O

 

Proustit von Schlema, Größe der Kristalle ca. 4 mm

Mehr als  170 (nach Angaben in der Zeitschrift Lapis sind es sogar 300 !)  verschiedene Minerale wurden im Schneeberger Revier gefunden. Besonders berühmt sind u.a. auch die prächtigen Stufen leuchtendroten Proustits ("Lichtes Rotgültigerz") oder des violetten Erythrins ("Kobaltblüte"). Und noch heute finden Sammler gelegentlich weitere, bisher noch nicht bemerkte Sekundärminerale auf den verwitterten Halden im Revier.

 

Proustitkristalle aus Schlema 

Bitte beachten Sie aber, daß die Halden als Technische Denkmale des Bergbaus überwiegend unter Denkmalsschutz stehen. Grabungen an Halden sind nicht mehr möglich !

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